Jung und nicht naiv
Als „jung“ gilt in der Unionsfraktion, wer am Wahltag unter 35 war. Diesen Limbo habe ich knapp geschafft – drei Tage nach der Wahl wurde ich 35. So konnte ich Mitglied der Jungen Gruppe in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werden. Und die hat sich bereits als Aktivposten bewiesen. In den großen Fraktionen (208 Abgeordnete in der Union) spielen kleinere Gruppen, die die Arbeit vorstrukturieren, eine wichtige Rolle.
Unser erster Auftrag als Junge Gruppe: Generationengerechtigkeit. Es gibt zu wenig junge Menschen in der Politik – gemessen an ihrer Zahl, aber vor allem an ihrer Bedeutung. Am Ende geht es um Zukunftsfähigkeit – die unserer Generation und die unseres Landes. Deswegen verstehen wir uns als eine Art Zukunftsrat in der Fraktion – und nehmen diese Rolle ernst.
So haben wir uns bei den Verhandlungen zum Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz eingebracht. Zusätzliche Schulden sind heikel. Aber ebenso wenig gerecht wäre es, der nächsten Generation eine marode Infrastruktur zu hinterlassen. Darum unser Ansatz: Solange wir sicherstellen, dass investiert wird – in Zukunft, in Straßen, Schienen und Netze – sind diese Schulden verantwortbar. Das anfängliche Motto „alles außer Tiernahrung“ vieler konnten wir im entsprechenden Gesetz zum Sondervermögen ausbremsen. Aber jetzt gilt es jedes Jahr aufs Neue, die Einhaltung der Regeln einzufordern. Darum geht es gerade vor allem auch im Verkehrsbereich.
Insgesamt setzen wir uns für zukunftsfeste Bundesfinanzen ein. Das wird uns in den kommenden Monaten vielfach beschäftigen: Wie können wir unnötige Subventionen abbauen? Wie stellen wir die Sozialversicherungen, insbesondere die Rente, gut auf? Wie steigern wir den Investitionsanteil im Bundeshaushalt?
Unser Antrieb ist dabei: Stillstand ist keine Option. Nicht immer werden wir unsere Position als Junge Gruppe durchsetzen können. Entscheidungen brauchen Mehrheiten; manchen Entscheidungen wird man nur mit Bauchschmerzen zustimmen können. Wichtiger ist aber mehr und mehr: Es bewegt sich überhaupt etwas. Wir brauchen mehr Mut, wir brauchen eine neue Konsequenz der politischen und demokratischen Mitte. Am Ende aller Diskussionen, die wir auch als Junge Gruppe mit der Fraktions-, Koalitions- und Regierungsspitze führen, brauchen wir klare Entscheidungen. Dafür setzen wir uns ein.
Carl-Philipp Sassenrath (35, CDU) ist seit März 2025 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er wurde in Neuss, Dormagen, Grevenbroich und Rommerskirchen direkt gewählt. Er gehört unter anderem den Ausschüssen für Recht und Verkehr an. Im „Berlin Update“ bietet er regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen im Bundestag.